image

Wir unterstützen zusammen, auch während der Krise

Liebe Freunde,

wie im letzten Newsletter angekündigt, wollten wir euch mit einem separaten Update über die Auswirkungen von COVID-19 und den Konflikt in der Tigray Region im benachbarten Äthiopien informieren. Beide Themen erschienen auf allen Nachrichtenbildschirmen, die effektiven Auswirkungen auf die Projektregion zu erfassen und abzuschätzen erweist sich aber als schwierig. Wir haben daher versucht die internationalen Nachrichten mit Informationen von vor Ort zu ergänzen und so ein umfassenderes Bild zu gewinnen. Die folgenden Zeilen versuchen unseren (trotz allem limitierten) Kenntnisstand zusammenzufassen und einen grundlegenden Überblick über die Situation zu geben, mit der unsere Freunde und Partner in Eritrea konfrontiert sind.

Wie alle anderen Orte auf der Welt ist auch Eritrea nicht von Corona verschont geblieben und zählt bis jetzt insgesamt knapp 700 Infektionsfälle, aber keinen Todesfall. Da die medizinischen Möglichkeiten zur Behandlung von Virusinfektionen grundsätzlich vergleichsweise begrenzt sind, konzentriert sich die ganze Aufmerksamkeit der Behörden darauf, die Ausbreitung einzudämmen. Dies führt zu einem seit Monaten andauernden rigiden Lockdown. Kommerzielle Aktivitäten des Flughafens und Grenzübergänge sind geschlossen um ein mögliches Eindringen des Virus aus dem Ausland zu verhindern. Reisen zwischen Regionen innerhalb des Landes sind verboten und ein Großteil des alltäglichen Lebens ist zum Erliegen gekommen. Die eingeschränkten Handelsmöglichkeiten sorgen in diesem Zusammenhang leider auch für steigende Preise für Güter des täglichen Bedarfs. Besonders für Tagelöhner ist die Situation schwierig, ebenso wie für Bauern die durch eine Heuschreckenplage, die im Herbst durch einige Teile der Region zog, Teile oder sogar ganze Ernten verloren. Da die Menschen aus dem Begu-Tal zum größten Teil Tagelöhner und Bauern sind, ist die Situation in unserer Projektregion damit alles andere als einfach geworden.

Zwar halten sich die Zahlen der Neuinfektionen im Moment glücklicherweise noch in Grenzen, aber eine Wiedereröffnung mit anschließender wirtschaftlicher Erholung des Landes wird es wohl erst geben, wenn ein Impfstoff allgemein verfügbar ist. Und wenn man bedenkt, wie lange es wohl noch dauern wird, bis wir in Deutschland und Europa insgesamt ausreichend geimpft sind, so kann man sich leicht vorstellen, dass auch das nächste Jahr für unsere Freunde und Partner in Eritrea herausfordernd bleiben wird.

Zu alledem kam der Ausbruch des Konflikts in der Region Tigray in Äthiopien. Die Region teilt sich einerseits eine seit langem umstrittene Grenze mit Eritrea, andererseits aber auch gemeinsame ethnische Gruppen, die auf beiden Seiten der Grenze leben. Insgesamt eine sicherlich turbulente Geschichte. Der Konflikt in Tigray ist im Grundsatz ein inneräthiopischer Konflikt zwischen der Zentralregierung und der Regionalregierung. Letztere wirft Eritrea allerdings vor in die militärischen Operationen verwickelt zu sein, während sowohl die eritreische als auch die äthiopische Regierung dies bestreiten. Im Verlauf des Konflikts wurden nichtsdestotrotz mehrere Raketen aus der Region Tigray auf die eritreische Hauptstadt Asmara abgefeuert. Es bleibt für uns unklar, inwieweit Eritrea bereits in den Konflikt hineingezogen wurde und inwieweit dies in Zukunft der Fall sein wird. Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed hat die Kämpfe offiziell als „beendet“ erklärt, andere internationale Quellen berichten hingegen, dass sie noch andauern würden. Soweit wir wissen, sind auf eritreischer Seite bisher keine Opfer zu beklagen und unsere Freunde vor Ort beschreiben die Situation als „ruhig“. Dennoch fühlt es sich an wie ein Damoklesschwert, das über ihren Köpfen hängt, zusätzlich zu den anderen Schwierigkeiten.

 

Mit diesen beunruhigenden Gedanken im Kopf haben wir überlegt, was wir tun könnten, um den Menschen in der Projektregion in diesen schwierigen Zeiten beizustehen. Im Moment sind wir nicht in der Lage, zu reisen und selber vor Ort zu helfen, ebenso sind die Möglichkeiten für größere Bautätigkeiten im Land seit Beginn des Lockdown auf Grund von logistischen Einschränkungen ebenfalls abhandengekommen. Was also tun? Care-Pakete oder einfach Geld an Freunde und Menschen des Vertrauens schicken? Das erschien uns nicht wirklich überzeugend und vor allem nicht fair gegenüber all denen, zu denen wir vielleicht keinen direkten Kontakt haben.

Die gerechteste Verteilungs- und Unterstützungsmöglichkeit, die wir schließlich sahen, war die Intensivierung der Projektausgaben vor Ort. Anstatt einfach eine willkürliche Geldsumme an einige wenige Leute zu zahlen, stellen wir dadurch sicher, dass das Geld eine breit gestreute Gruppe von Menschen und Familien im Begu-Tal erreicht. Im letzten Jahr wurden etwas mehr als 70% des Budgets bereits als Personalkosten ausgegeben, wovon wiederum mehr als 90% direkt an die Bevölkerung im Begu-Tal als Lohn für ihren Beitrag als Maurer und Vorarbeiter gingen. So baut letztlich jede Spende für dieses Projekt nicht nur eine nachhaltige Infrastruktur für die Wasserversorgung im ländlichen Eritrea auf, sondern unterstützt auch die einfache Bevölkerung finanziell im Rahmen der Bauzeit, um durch den Alltag zu kommen. Deshalb haben wir uns entschlossen, unsere Projektausgaben für das kommende Jahr zu erweitern und auch Aufgaben zu bezahlen, die bisher von der Community vor Ort kostenfrei übernommen wurden. Die regelmäßige Einebnung der angesammelten Sedimente sowie mögliche Entschlammungsmaßnahmen sind solche Beispiele. Da die Gemeinde es ohnehin gewohnt ist diese Aufgaben in Eigenregie durchzuführen, ist keine unmittelbare Baustellenüberwachung durch Ingenieure erforderlich und die Tätigkeit kann auch trotz des aktuellen Lockdowns durchgeführt werden. Durch diese finanzielle Zusatzausgaben erhoffen wir uns nicht nur langfristig eine erhöhte technische Effizienz des Projekts, sondern auch kurzfristig eine wertvolle zusätzliche Unterstützung für die Menschen im Begu-Tal.

Also, keine falsche Zurückhaltung, das Jahr 2020 geht zu Ende und ein neues wird kommen, lasst uns in diesen schwierigen Zeiten zusammenstehen und denen helfen, die es am meisten brauchen! Alle Spenden, die an diesem und dem nächsten Adventssonntag getätigt werden, erhalten von Betterplace übrigens einen Aufschlag von +10%.

Zur Anregung der Gedanken und als kleines Dankeschön für die bereits geleistete Unterstützung findet ihr mit dem unten angefügten Link noch einen kurzen Teaser zu unserem neuen Projektfilm, der demnächst erscheint. Wir finden dass die Bilder eindrucksvoll zeigen wie viel wir schon zusammen gewachsen sind!

Wir wünschen einen schönen und besinnlichen 3. Advent, Euer Projektteam „Wasser für Eritrea“