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Entwicklungszusammenarbeit im Pandemiejahr 2020

Liebe Freunde,

Es ist fast ein Jahr her seit unserem letzten Newsletter. In dieser Zeit ist  auf der Welt sehr viel passiert. Und sie ist ganz bestimmt nicht mehr dieselbe wie noch vor einem Jahr. Auch Eritrea ist nicht verschont geblieben von der COVID-19 Pandemie, im Gegenteil. Nicht nur das, Ostafrika ist dieses Jahr von einer Heuschreckenplage befallen worden. Vielen Bauern wurden ihre Feldfrüchte und damit auch das Saatgut für das nächste Jahr regelrecht weggefressen. Zusätzlich ist vor etwas mehr als drei Wochen in Äthiopiens Tigray-Gebiet, in der direkten Grenzzone zu Eritrea, ein kriegerischer Konflikt ausgebrochen. Dieser hinterlässt bereits erste Spuren in Eritrea und droht die ganze Region am Horn von Afrika zu destabilisieren – mehr zur aktuellen Lage in Eritrea erzählen wir euch in einem separaten Newsletter.

Trotz all dieser Umstände lebt unser Projekt weiter und konnte auch in den vergangenen Monaten Schritte nach vorne machen, wenn auch kleinere als gedacht. Hier zahlt sich wieder einmal das über die Jahre aufgebaute gegenseitige Vertrauen zu unserem Partner vor Ort, dem Water Resource Department, besonders aus. Eine Projektreise musste aus gegebenem Anlass auf unbestimmte Zeit verschoben werden bis die Lage vor Ort und in Europa es zulässt.

 

Der Sandspeicherdamm Ende 2019

 

Ende der Regenzeit 2019 erreichte der Sandspeicherdamm an den Seiten fast die endgültige Höhe von eindrucksvollen sieben Metern und im mittleren Überlauf wurden die Stufen bis knapp vier Meter Höhe gebaut. Dies war ein beachtlicher Erfolg für alle. Allerdings führte die teilweise etwas zu groß gewählte Überlauf-Stufenhöhe sowie der im Vorjahr noch nicht vollends aufgefüllte Damm flussaufwärts teilweise zu ungewollten Ablagerungen von feinen Sedimenten (Schlick) im Stauvolumen unseres Dammes. Nivellierungsmaßnahmen des Sandreservoirs, sowie das Entfernen von vereinzelten Schlickablagerungen waren notwendig, um das Reservoir qualitativ zu verbessern. Während der Projektreise im Herbst 2019 haben wir uns zusammen mit unserem lokalen Partner und der Dorfbevölkerung, die den Großteil der Arbeiter für den Dammbau stellt, geeinigt die ungewollten feinen Sedimente abzutragen. Dabei erklärte sich die Dorfbevölkerung bereit die zeitintensive und mühselige Arbeit als kostenfreie Eigenleistung durchzuführen. Die nächsten großen Bauaktivitäten an der Dammmauer selbst sollten dann mit der Regenzeit im Sommer 2020 weitergehen.

Während im Frühjahr dieses Jahres auch Eritrea einen landesweiten Lockdown verhängte und Einreisen ins Land fast vollständig unterband, waren die Dorfbewohner so trotzdem in der Lage eigenständig, ohne explizite Aufsicht oder Beauftragung der Bauingenieure das Projekt voranzubringen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Etliche Kubikmeter feiner Sedimente wurden abgetragen und das Stauvolumen mit ursprünglich bis zu zwei Metern Höhenunterschied gleichmäßig eingeebnet. Durch diese Maßnahmen wurde die Qualität des Sandspeichers signifikant erhöht und die Struktur für die kommenden Regenzeiten vorbereitet.

Entschlickungsarbeiten am Sandspeicher 2020

 

Die enge Zusammenarbeit mit dem Water Resource Department sowie die starke Einbindung der Bevölkerung Begus über Workshops, zahlreiche Gespräche sowie die im Laufe der Jahre entstandenen Freundschaften zwischen allen Projektbeteiligten befähigte uns selbst in Zeiten der Pandemie das Projekt aufrechtzuerhalten und weiterzuführen. Die entscheidenden Faktoren für einen funktionierenden Damm sind von den Dorfbewohnern über das Water Resource Department bis zu dem Projektteam in Deutschland und alle unsere Unterstützer klar. Wir ziehen alle an einem Strang und alle Beteiligte identifizieren sich vollends mit dem Projekt!

Rechtzeitig vor Beginn der diesjährigen Regenzeit wurden die Entschlickungsarbeiten beendet. So konnten die Regenereignisse das Stauvolumen dieses Jahr weiter auffüllen, während die Dorfbevölkerung zwischen den einzelnen Regenereignissen die Qualität der angesammelten Sedimente prüfte und gegebenenfalls kleinere Entschlickungen eigenständig durchführte.

 

Wie dieser Videoklipp zeigt, kann man den Baufortschritt der letzten Jahre sogar auf Google Earth über Satellitenbilder verfolgen. So sieht man links unten im Bild wie die Dammmauer entsteht. Ihr findet sie auf dem Bild kurz über der Flussbiegung, dort, wo ein kleiner Zufluss von oben auf das (schräg von rechts oben nach links unten verlaufende) Hauptflussbett trifft. Währenddessen wird mit jeder Stufe das Stauvolumen sichtbar mit Sedimenten gefüllt und wächst stetig. Im kommenden Jahr werden wir weitere Stufen bauen können und uns der Fertigstellung des Dammes weiter nähern!

Denn während unsere eritreischen Freunde fleißig vor Ort weitergearbeitet haben, haben wir auch in Deutschland nicht stillgestanden. So bleibt uns die freundliche Unterstützung des Rotary Clubs Norderstedt mit einer weiteren Spende von 2,500 EUR erhalten. Zusätzlich wurde uns von der Technischen Universität Hamburg ein Zuschuss über 2,500 EUR für unser Projekt zugesagt. Als Beitrag einer von der UNICEF für dieses Jahr angesetzten internationalen WASH-Konferenz für Eritrea haben wir einen wissenschaftlichen Artikel über das Projekt veröffentlicht. Außerdem publiziert die Fachzeitschrift Wasserwirtschaft des Springerverlags in ihrer Dezemberausgabe einen Bericht über unser Projekt. Hierin wird zum einen das Projektprinzip erläutert und zum anderen Herausforderungen und Lösungsansätze beleuchtet. Zu guter Letzt freuen wir uns unseren neuen Instagram-Account waterforeritrea vorzustellen, über den wir laufend Updates und Neuigkeiten mit vielen visuellen Eindrücken über das Projekt und das Land liefern wollen. Folgt uns also auf Instagram!

In den nächsten Wochen werdet ihr weiter von uns hören. Wie bereits angekündigt möchten wir etwas ausführlicher über die aktuelle Lage in Eritrea berichten, das von Pandemie, Plagen und Krieg schwer betroffen ist. Außerdem kommt noch eine Weihnachtsüberraschung!

Und für alle, die uns finanziell unterstützen möchten, betterplace.org verstärkt jede Spende bis 200 € an den Adventssonntagen mit 10% – eine nette Aktion 🙂

Bis bald,

Euer Projektteam „Wasser für Eritrea“